Die Kerb war ursprünglich ein rein kirchliches Fest. Die Bezeichnung "Kerb" ist eine südhessische Bezeichnung der Kirchweihe.
Die Haaner (= Dreieichenhainer) Kerb kann auf eine Geschichte von mehreren 100 Jahren zurückblicken.
Die heutige Haaner Kerb bezieht sich auf den Wiederaufbau der durch Brand zerstörten Burgkirche in den Jahren 1710 bis 1718. Die Einweihung erfolgte am ersten Advent 1718.
Die Haaner Kerb ist "DAS FEST" der Dreieichenhainer, welches immer an Pfingsten (von Freitag bis Mittwoch) gefeiert wird. Ein großes Familienfest und alljährliches Zusammentreffen der
Hainer Bevölkerung mit "ehemaligen" Hainern. Der Pfingstmontag gilt als höchster Feiertag in Dreieichenhain.
Die Haaner Kerb ist auch ein Fest der Region. Ihre Attraktivität zieht alljährlich Tausende in die historische Altstadt.
Höhepunkte im abwechslungsreichen Programm sind unter anderem Aufstellung des Kerbbaumes, Burgbeleuchtung mit Brilliantfeuerwerk, Jahrgangstreffen der Kerbborschen und die
Kerbverbrennung.
Dank eines ungebrochenen Kerbborschen-Brauchtums ist die Haaner Kerb das traditionsreichste Kirchweihfest im Rhein-Main-Gebiet.
Generationen kommen und gehen - die Haaner Kerb ist geblieben. Seit nunmehr über 300 Jahren und eigentlich noch vielen Jahrhunderten mehr.
Einige Bräuche gingen unter, andere sind im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte zur Tradition geworden. Kaum eine andere Kerb in der weiten Umgebung kann auf ein solches
Kirchweihbrauchtum wie die Haaner Kerb verweisen.
Richten wir den Blick etwa 3 Jahrhunderte zurück, wir schreiben das Jahr 1718: Am ersten Advent wird die wiederaufgebaute Burgkirche der Gemeinde übergeben. In der damaligen Residenz-
und Kreisstadt Hayn in der Dreieich stellt diese Kirche den Lebensmittelpunkt dar.
Heute ist leider nur noch wenigen bewusst, wie eng diese Kirche, die jetzige Burgkirche, und unsere Kerb miteinander verknüpft sind. Ohne die Feier der Wiedereröffnung der Kirche auch
keine Haanner Kerb !
Auch heute unterteilen viele Dreieichenhainer das Jahr in die zwei Jahreszeiten vor und nach der Kerb. Doch es ist nicht mehr ganz wie früher. In den Wochen vor Pfingsten haben die Hainer
Geschäfte keine Hochkonjunktur mehr. Dass die Hainer Friseure in den Tagen vor Kerb extra eine Damen-Friseuse engagieren mussten, gehört ebenso der Vergangenheit an.
Auch Omas Kerbgeld, das zum Teil als Gegenleistung in ein sogenanntes Kerbstück - meist einer Bratwurst - umgesetzt wird, neigt sich dem Ende zu. Dennoch - im Kern ist die Haaner Kerb
über lange Zeit hinaus unverändert geblieben. Dafür sorgten schon immer weite Teile der Bevölkerung, die sich für den Bestand des Festes einsetzen. Kerbborsche und Vereine sind die
organisierten Garanten für das alljährliche Gelingen. Hayner Reitschul', Weiberkerb, Heckenwirtschaften oder Kerbfrühschoppen stehen für das Engagement zahlreicher Bürger.
Die Hainer Kerb ist von einem gewöhnlichen Volksfest sehr weit entfernt. Dies wissen alljährlich Tausende von Besuchern zu schätzen. Gerade in einer Zeit, die von Schnelllebigkeit und
Übertechnisierung geprägt ist, wirkt die - noch dazu in diesem Ballungsraum - seit Jahrhunderten ununterbrochene Pflege uralter Traditionen in Verbindung mit der romantischen Altstadt
und der altehrwürdigen Burgruine besonders anziehend. Durch die aussergewöhnliche Lage am Pfingswochenende hat zudem jeder die Möglichkeit, die erste Kerb in der Region ausgiebig zu
feiern.
Die Kerbborsche werden immer wieder mit übermäßigem Alkoholgenuss und Schlägereien in Verbindung gebracht. Vorurteile, die im allgemeinen in den Bereich der Märchen gehören. Das Bild
der Kerbborsche ist zu relativieren. Denn ohne Kerbborsche wäre das Brauchtum im Hain schon längst - wie in anderen Orten - ausgestorben. Alle ehemaligen Kerbborsche, die die Kerb
einmal aktiv über anstrengende 6 Tage begleitet haben, können dies bestätigen.
Wir wollen feiern, singen und natürlich auch Alkohol trinken, aber selbstverständlich keine Schlägereien und keinen Streit !
(auszugsweise Quelle: IG Haaner Kerbborsche e.V.)
(Auszug aus der Offenbach-Post)
Die Kerbrede der Haaner Kerbborsche 1980 Das Wetter meinte es bis Kerbmittwoch gut mit den Hainer Kerbburschen. Bei der Kerbverbrennung jedoch öffnete der Himmel für kurze Zeit seine
Schleusen, so daß die Kerbrede abgebrochen werden mußte. Da es viel Mühe und Reimkunst der ohnehin stark strapazierten jungen Männer gekostet hat, fünf Tage Kerbgeschehen in Versform auf eine sechs
Meter lange Rauhfasertapete zu bringen, sind wir der Meinung, das Werk nochmals auf diesem Wege der Hainer Nachwelt zugänglich zu machen.
„Vorausgesagt, Ihr liebe Leut,
der Kerbvadder is heiser heut,
er kann net redde, is kaa Schann,
denn er war stets mit Singen dran.
Es ist bekannt seit alther schon,
die Haaner Kerb is Tradition
und zwar im Wonnemonat Mai,
und alle eilen sie herbei.
Hier gabs schon immer was zu seh,
die Haaner Kerb, die is so schee.
Doch alles Schöne geht vorbei,
da hilft kaa Klage und Geschrei.
Es begann vor einem Jahr,
da war jedem von uns klar,
Kerbborsch hier im schönen Hain,
das muß man schon gewesen sein.
Zwar kamen zusammen grad 18 Mann,
jedoch wir strengten uns halt an.
Wir taten alles zum guten Gelingen
Und sogar ein Gesanverein lehrte uns singen.
Dem Mann, der uns es beigebracht,
sei hiermit unser Dank gesacht.
Im Bierstemmen ganz ohne Frag,
war’n Meister wir am ersten Tag,
aus vollem Krug und voller Lust,
als lägen wir an Mutters Brust.
Kerbborsch sein, wir mußtens entdecken,
ist nicht nur ein Honigschlecken.
An vieles gab es da zu denken,
die Kerb kost Geld, wer wird uns was schenken?
Verkaufe wir unsere Kerbbäumche all?
Kommen viel Leut zum Kerbborscheball?
So ging es bei uns hin und her,
ja, so ein Kerbborsch hats schon schwer.
Doch wir ließen nicht sinken den Mut,
mit em klaa bißche Glück wird es schon gut.
Und dann endlich mit viel Trara,
war die ersehnte Kerbwoch da.
Am Donnerstag sagten wir adee zuhaus
Und zogen mit Sack und Pack ins Camp hinaus.
Dort richteten wir uns häuslich ein,
dann ging sie los, die Kerb im Hain.
Am Freitagmorgen zogen wir los,
im Bäumchen schlagen warn wir groß.
Des geht nur unheimlich ins Gerippe,
en halbe Tag im Wald rumhippe.
Der Kerbbaum uffstelle, glaubts mir nur,
is führwahr e schwer Traktur,
und alle, die hier rumstehn und lache,
solles erst mal besser mache.
Unser Kerbpupp bracht uns ganz schön zum Schwitze,
mer brachte den Kerl doch net zum Sitze.
Mer zogen hoch, da kaam der Clou,
kaum war se obbe, verlor se Hos, Strimp und Schuh.
Und zuletzt als Zeitvertreib,
sogar den ganze Unterleib.
Schon in der Nacht wurd sie geklaut,
dafür e Mülltonn uffgebaut.
Am Samstag sin mer uff de Gass rumgelaafe,
wir wollte unsre Kerbbeem verkaafe,
was mer bezweckte war doch klaa,
Kerbbäumche fer de ganze Haa.
Manchem hats hier schon die Stimm gekillt,
weil er zu viel rumgebrüllt.
Mittags warn mer dann zur Stell,
zur Einweihung vom Karussell,
das seit vielen Jahren schon,
gehörte mit zur Tradition.
Man holte es aus Amerika
und nun is es widder bei uns im Haa.
Am Samstagabend beim Kerbborscheball,
wunderte mer uns, wo bleibe die Leut dann all,
wir marschierte zwar erst um neun Uhr in de Saal,
doch da warn die Stühl noch kahl.
Nach em Ball wars nix mit schlaafe,
die annern Jahrgäng kaame gelaafe.
Doch halt, vergesse wolle wirs nicht,
im Kirchturm brannte wieder das rote Licht.
Am Sonntagmorje beim Kirchegehn,
da schliefer mehr alle bald im Stehn.
Mer hatte ach noch aan debei,
der hätt fast krieht die Reierei.
Nach de Kerch zoge mer dann los,
doch mer kaame nur bis zum Frankfurter Hof.
Da hielt mer erst fer en Ebbelwor an,
die Laaferei strengt doch schee an.
Zum Kerbtanz am Sonntagabend dann,
war die Hall besetzt bis zum letzte Mann.
De Sekt an de Bar is nur so gelaufe,
denn nach em Tanze muß mer kräftig saufe.
Als mer dann am Abend eingezoge,
war de Saal schon nah am Tobe.
Als die Musik dann vorbei,
gabs noch fast e Keilerei.
Die Fahn, die wollte se uns klaue,
doch se habbe nur en Stiel entzwei gehaue.
Mancher konnt schon net mer laafe,
der hat halt dann bei uns geschlaafe.
Montagmorje im Naturfreundehaus,
gabe erst mal die Sänger aan aus.
Dann zoge wir zum Burggarten los,
doch da war die Stimmung net sehr groß.
Mittags ginge mehr die alte Leut besuche,
wir nahme mit hin Kaffe un Kuche.
Mer habbe ihne e Ständche gebracht,
un aach noch e bißche Tratsch gemacht.
Um 12 Uhr gings dann richtig los,
im Bierzelt war die Freude groß,
da kaamen alle Leute rin,
die Kerbborsch schon gewesen sin.
Dienstagmorjen in de Fahrgass dann,
warn die Bierstaffelläufer drann,
Slalom, Eis und Flaschenbier,
warn die Prüfungen dafür.
Den Kerbvadder vom letzten Jahr hats bös geschlage,
er mußt erst mal entleern sein Mage.
Doch beim Eieressen war er widder fit,
un soff schon wieder kräftig mit.
Und nach dem Gesaufe,
ging es dann zur Taufe.
Doch bei der ins Wasser-schmeißerei,
warn ach zwaa von uns debei
In der Holzmühl gabs dann Kaffee und Kuche,
doch einige mußten das Weite suche,
un sin dann erst mal haamgelaafe,
um endlich mal e Rund zu schlaafe.
Die Kneipentour nach überall,
ging diesmal los im Faselstall.
In de alte Burg denach,
gabs nix fer uns, was e Plach.
Aach als mer dem Wirt e Ständche gebracht,
hat uns noch kaa Freibier gelacht.
Denach zogen wir wir weiter,
und wurden wieder heiter,
als uns noch einige Bembel spendiert,
doch dann hat es uns sehr pressiert.
Am Obertor ham mer eingesehn,
mer konnte net mer weitergehn.
Dann ham mer noch en Zaun gefetzt,
mir ham uns all druff gesetzt.
Doch fer aan von uns war die Kerb net schön,
der mußt ach noch uf en Lehrgang gehen.
So jetzt hab ich genug geredd,
was ging so gern ich in mei Bett.
Doch erst nochmal soll unser Kerbruf erklinge
Und danach wolle mer all zusamme singe.
Zicke Zacke Zicke Zacke Heu Heu Heu ..........
Und jetzt nochmal gen mer aufs ganze,
Kerbborsche laßt die Puppe tanze,
und in ihrem hellen Schein,
singen mer ,Mein ist der Hain‘“.
(Artikel geklaut aus dem Kerbheft 2005 zur 287. Haaner Kerb)
Wie kann es sein, dass die Bevölkerung einer Stadt dem alljährlichen Wiederaufbau
entgegenharrt, dass sich sogar die Gestaltung des Stand- oder Burgplatzes den
Dimensionen eines Karussells, das sich an nur 1,6% aller Tage eines Jahres im Ort dreht, unterzuordnen hat? Der Glanz des Jugendstils, die Erinnerung an die gute alte Zeit können es alleine nicht sein. Die Verschmelzung der Reitschul’ mit der sie einrahmenden Amtskellerei, der Burgruine und dem „Wilden Mann“ mögen dem gefühlsbetonten Kerbbesucher wärmende Geborgenheit spüren lassen. Doch die Anhänglichkeit vieler Hainer liegt wohl tiefer in der Seele verborgen.
Liegt es nicht daran, dass ein echter oder langjähriger Dreieichenhainer mit diesem Jugendstiljuwel aufwächst? Die erste Nach-Geburt-Kerb verbringt er wie seine und mit seinen Eltern in einer der vier Kutschen im Erdgeschoß. Im Kindergartenalter stellen die Pferde (im Hain auch Gäul genannt) und die Schaukelschiffe im Obergeschoß eine dem Alter angemessene Alternative dar. Mit der Pubertät folgt eine Phase der Enthaltung, das „Kleinkinderkarussell“ wird verschmäht. Moderne Unterhaltungskarussells üben nun einen stärkeren Reiz auf die Magengegend aus.
So um die Zwanzig entdeckt man, möglicherweise über das Kerbborschedasein, die Reitschul’ aufs Neue. Der Weg führt in eines der beiden, etwas unscheinbaren Schnorr-Rädchen. Intensiver kann auch
keine Achterbahn Sinne und Organe – nicht immer zum Positiven – anregen. Und das alles bei Handbetrieb.
Mit zunehmendem Alter lässt’s der Hainer angesichts des Ebbelwoi- und Bratwurstkonsums ruhiger angehen. Mit zunehmender Dunkelheit und abnehmender Nachwuchsschar werden die Schaukelschiffe erobert,
bis aufkommende Enkel den Hainer wieder in die Kutsche verweisen. Es scheint so als würden Hainer und Reitschul’ gemeinsam aufwachsen.
(Artikel geklaut aus dem Kerbborscheheft 2001)
Jeder kennt sie und erfreut sich an ihrer Anwesenheit. Eine Haaner Kerb ohne sie ist unvorstellbar. Die Kerbborschen.Wenn man die Dreieicher fragt, ob sie wissen was ein Kerbborsch ist, werden die
meisten dies bejahen. Doch die wenigsten, von alteingesessenen Haanern und den ehemaligen Kerbborschen einmal abgesehen, können etwas über ihre Geschichte und Aufgaben erzählen. Man verbindet eher
durchzechte Nächte mit dieser Gruppe junger Männer, als eine lange Tradition, die, wie schon erwähnt, die Haaner Kerb erst zu dem macht was sie ist. Es wurde schon viel über die Kerbborschen
geschrieben, auch in den Heften unserer Vorgänger und trotzdem wollen wir noch mal auf das Thema eingehen.
Gehen wir für den Anfang in das 18. und 19. Jahrhundert. Auch zu diesen Zeiten gab es schon Kerbborschen, doch in etwas anderer Form, wobei man dazu sagen muss, dass die Kerb selber noch etwas anders
ablief. Kerbborsch konnte zu der damaligen Zeit jeder junge Haaner werden. Nicht nur der musterungsfähige Jahrgang, was sich erst später durchsetzte.
Jeder konnte am Sonntag vor Kerbbeginn zum Treffen in ein Gasthaus kommen und sich zu diesem angesehenen Amt bereit erklären, solange, bis eine ausreichende Zahl zustande gekommen war. Anschließend liefen die "Auserwählten" singend durch die Stadt, "um auf das wichtige Ereignis hinzuweisen". Ebenfalls ca. eine Woche vor Kerb suchte sich jeder Kerbborsch ein Kerbmädchen. Mit diesem Kerbmädchen tanzte er viel und heiratete sie schließlich, ein bis zwei Jahre später. Die eigentliche Aufgabe der Kerbborschen war der "Kerbfrieden".
Mit der Zeit jedoch kam die Ausgestaltung der Kerb hinzu, so dass ihr Aufgabengebiet ansehnlich wuchs. Genau wie heute gingen auch sie in den Wald um einen geeigneten Kerbbaum zu suchen, den sie dann unter Jubel der Bewohner aufstellten. Statt der Puppe, die bei uns und die Jahrzehnte zuvor als Schmuck auf dem Baum sitzt, flochten die Kerbborsche zusammen mit ihren Kerbmädchen einen großen Kranz, der zum Schmuck des Baumes diente. Statt der Puppe auf dem Baum kleideten die Kerbborschen einen der ihrigen nach dem Gottesdienst am Sonntag als eine Art Clown ein. Möglicherweise war das der lebendige Vorgänger unserer heutigen Kerbpuppe (reine Vermutung). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es schließlich einen Bevölkerungsanstieg. Der hatte zur Folge, dass fortan nur noch die musterungsfähigen Haaner eines Jahrgangs sich als Kerbborschen zur
Verfügung stellen konnten. Während vorher einfach nicht genügend von ihnen vorhanden waren, gab es sie nun in ausreichender Zahl. Dass es ein musterungsfähiger Jahrgang war, zeigte von da an auch die Fahne. Neben den damaligen deutschen Nationalfarben (wie die unserer Vorgänger: Schwarz-Weiß-Rot) befand sich in der Mitte ein von Säbeln umgebener Helm. Die Fahne wurde Teil des traditionellen Zubehörs der Kerbborschen. Ein weiteres Erkennungsmerkmal wurde die Kleidung. Um die Jahrhundertwende trugen die Kerbborschen schon schwarze Hose, weißes Hemd und einen Strohhut. Von Generation zu Generation wurde der Schmuck des Hutes immer ausgefeilter. Damals hing nur eine große Bommel an
ihm, während heute viele an Schießbuden geschossenen Plastikblumen und allerlei sonstiger Schnickschnack am ihm hängt. Natürlich gibt es auch noch einen wichtigen Bestandteil, der den Kerbborsch
erst zum Kerbborsch macht (neben dem Hut). Die in drei Farben (blau, grün, rot) vorhandene Schärpe.
Selbstverständlich gab es damals noch mehr Traditionen, an denen die Kerbborschen beteiligt waren. Manche wurden vergessen, andere haben wir noch heute und es kamen auch neue dazu. Dieses Thema
weiter aufzuführen würde aber die Möglichkeiten des Heftes sprengen. Doch auf eines müssen wir noch eingehen, aus aktuellen Gründen.Die heutigen Aufgaben beinhalten nicht mehr die Gewährleistung des
"Kerbfrieden". Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, eine wichtige Tradition aurechtzuerhalten und den Leuten Spaß und Freude an den 6
Tagen der Kerb zu bringen. Auch das ist viel Arbeit, was die wenigsten glauben. Aber man nimmt diese Mühen gerne auf sich, denn auch heute ist es etwas besonderes ein Kerbborsch zu sein.
(Artikel geklaut aus dem Kerbborscheheft 2001)
Wenn die Haaner Kerbborsche alljährlich durch die Gassen ziehen, bietet sich den Haanern seit Jahrzehnten ein gewohntes Bild: Der Fahnenträger mit der rot-weißen Fahne. Vielleicht hat sich der eine odere andere schon mal gefragt, woher die Farben rot-weiß überhaupt kommen, wo doch unsere Stadtfarben in rot-gold gehalten sind.
Blicken wir zunächst mal zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die jungen Männer im musterungsfähigen Alter marschierten damals gemeinsam nach Langen zur Musterung. Für diesen besonderen Anlass wurde eine Fahne in den damaligen deutschen Nationalfarben schwarz-weiß-rot angefertigt. Sie zeigte in der Mitte einen von Säbeln umgebenen Helm und die Aufschrift "Einigkeit macht stark" (Eine solche Fahne aus dem Jahr 1903 ist erhalten geblieben und befindet sich z.Zt. im Dreieichmuseum). Da dieser Jahrgang auch im selben Jahr die Kerbborschen stellte, wurde diese "Musterungsfahne" dann auch als Kerbborschenfahne an Pfingsten verwendet. Nach dem zweiten Weltkrieg verlor dann die Fahne ihr militärisches Anlitz und auch die Farben des deutschen Kaiserreichs konnten nicht mehr verwendet werden. Seitdem zeigt sie auf dem weißen Grund üblicherweise das Stadtwappen
und auf der roten Seite einen Bembel bzw. neuerdings Burg oder Obertor. Kurioserweise fanden bis heute die Hainer Farben rot-gold keine Anwendung.
Wie letztendlich die heutige Fahne zu ihrem Aussehen kam ist leider nicht genau überliefert. Bekannt ist nur, dass den Kerbborschen in den Nachkriegsjahren zunächst keine Mittel zur Herstellung einer Fahne zur Verfügung standen und man zeitweise als Notlösung einfach die des Hanner Karnevalvereins verwendete. Weiterhin ist amtlich, dass es zur damaligen Zeit nicht genügend Kerbborschen eines Jahrgangs gab und über Jahre das Kerbborschebrauchtum von den Handballern des SV Dreieichenhain übernommen wurde. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass einfach die Farben des Landes Hessen gewählt wurden.
Fragen dieser Art stellten sich auch die diesjährigen Kerbborschen, zumal auch seit der Jubiläumskerb 1993 immer mehr Häuser im Hain mit den rot-goldenen Stadtstandarten geschmückt werden. Da ist die Frage "warum eigentlich rot-weiß" durchaus berechtigt, warum soll nicht auch mal die Kebborschenfahne die Haaner Farben tragen. Nach reichlicher Überlegung in den wöchentlichen Sitzungen beschlossen die Kerbborsche schließlich in diesem Jahr eine rot-goldene Fahne herzustellen. Somit können sich die Haaner, wie schon im letzten Jahr, wieder auf eine Attraktion seitens der Kerbborsche freuen.
Lieder der Haaner Kerbborsche 1980:
Das Pfannenflickerlied: Ach Pfannenflicker, komm doch herein, herein,
|